Die Arbeit «how to be fake» besteht aus zwei Teilen. Sie setzt sich zusammen aus einer
Performance, aus mehreren Raum Interventionen sowie Installationen. Der Performative
Teil bezieht sich auf die konstruierte Künstlerfigur Agapi Jaun. Die Figur hat sich bereits im
Vorfeld der praktischen Arbeit im Rahmen der Master Thesis etabliert. Nebst einer
schriftlichen Verarbeitung der Person in Form eines Interviews ist sie über Instagram in
einem virtuellen Raum aufgetreten.
Die zwei Ebenen der Arbeit manifestieren sich in der Papierfabrik, zum einen als
Installationen, zum anderen in einem «Work-Space». Der «Work Space» diente der
Transformation der Künstlerin Larissa Lang zu Agapi Jaun. So hat sich die Performerin Larissa
für die Arbeit mit Agapi jeweils dort umgezogen und gleichzeitig diente der Raum zur
Dokumentation der Arbeit von Agapi, welche als narratives Element eingesetzt wurde. Alle
Installationen von Agapi führten anhand der Fotos oder Objekte in den «Work-Space».
Dadurch funktionierte der «Work-Space» wie eine Zentrale, bei der alles zusammenläuft.
Die Installationen waren alles Arbeiten von Agapi. Es wurden dabei Zeilen eines Gedichtes
als Ausgangslage verwendet. Agapi hat eine Burg aus Decken gebaut, Schnecken beobachtet,
einen Tee mit jemand Gefährlichem getrunken, sie wurde Nass und hat überall kleine
Zeichen verteilt die «ja» sagen.
Die Installation Nordkapp 71° 10" 21’ zeigt eine Motorradreise von der Schweiz ans Nordkapp und wieder
zurück. Auf dem linken Bildschirm ist die Hinreise über Deutschland, Schweden und Finnland zu sehen,
der rechte Bildschirm zeigt die Rückreise entlang der Fjords Norwegens. Das Ziel – das Nordkapp selbst –
ist nie ersichtlich.
Ich setzte mich in meiner Arbeit
mit der Thematik des Wohnens und
den sich im Wohnraum befindenden
Dingen auseinander.
Diesen Themenfeldern näherte ich
mich anfänglich auf unterschiedlichen
Text- und Bildebenen an,
die als collageartige Sammlung
in meinem Artist Book «Dingsein
- Ich bin was ich habe; Über Beziehungen
zum Wohnraum» zum Vorschein
treten.
In meiner künstlerisch-praktischen Masterarbeit habe ich mich mit dem Medium
der Malerei auseinander gesetzt. Diese Malereien präsentierten sich in
verschiedenen Formaten und auf verschiedenen Trägern. Zum grössten Teil
wurden die Bilder mit Ölfarbe gemalt es kamen aber auch Sprühdosen und Lacke
zum Einsatz. Es ging mir um einen offenen Umgang mit der Malerei, jede Farbe
und jeder Träger hat seine eigene Eigenschaft, als Maler kann man diese
spezifisch nutzen.
Inhaltlich habe ich mich mit Alltagsobjekten und amorphen Dingen beschäftigt,
welchen in meinen Bildern neue Rollen zugeteilt werden. Durch die Platzierung
der Objekte als Rollenträger in den Bildräumen, erlangen sie eine Lebendigkeit
und sollen einen Dialog mit den Betrachtenden evozieren. Es handelt sich um
humorvolle aber auch verwirrende Bilder, die die Betrachtenden zum
Nachdenken aber auch zum Schmunzeln bringen soll.
“The Lair” (Lager eines Tieres, Schlupfwinkel) befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Menschen, Tieren, Pfanzen und Dingen und ist inspiriert von Adventure Computer Games und wissenschaftlichen Theorien insb. von Donna Haraway. Im Kellergeschoss des Kesselhauses fand sich die passende Umgebung für eine installative Lösung, einen Parcours durch eine Art analoges Level. Geführt von einem Fadengespinst in und durch den Keller mit verschieden Räumen entdecken die BesucherInnen mit oder ohne Kartontaschenlampe Objekte und Bilder aus diversen gefundenen und low-Budget Materialien, die mit dem Netz und dem vorgefundenen Raum auf inhaltlicher und formaler Ebene verbunden sind (eine Kartonkuh mit Wolfsschatten und Milchstrom aus Fabrikpapier, ein fluoreszierendes, verschwindendes Wandbild eines Hirsches, eine Kartonhand mit Fadenspiel, eine Fadenharfe aus Pet, Schur und Nyolnfaden, die einer zweidimensionalen Kartonpistole gegenüber hängt, trockene Blumen im Säulenwald, u. a.). Licht und Klang/Musik (Gitarre eingespielt von Chris Alltag, Fadenharfe Rahel Steiner) werden teilweise durch Bewegungsmelder aktiv oder passiv ausgelöst und sind genauso in der Gesamtkomposition ergänzend z. B. als aufleuchtende Wegweiser wie als eigenständige Elemente mit allem verwoben. Das Wagnis, den Keller in der Finsternis auszukundschaften, wird mit einem echten, immersiven Erlebnis belohnt und man verlässt den Raum mit den
gesammelten Eindrücken, welche ohne zu moralisieren einladen, über ihre Aussage nachzudenken.
Traumwelten sind im oberen Stock der ehemaligen Portierwohnung
aufzufinden. In diese darf der/die Betrachter/in abtauchen. Ein kurzer
Moment des Rückzugs, um sich danach wieder mit der Welt zu verbinden.
Die Motive der Ausstellung stammen aus dem persönlichen Alltagsleben der
Künstlerin. Kunst und Alltag verschmelzen. Es geht in der Arbeit nicht um
ein getreues Abbild von Wohnraum oder um eine Herunterbrechung auf die
Thematik des Interieurs, sondern um den malerischen Prozess, der, bis hin
zur Fiktion, eine Eigendynamik entwickelt. Durch die Zusammenstellung, die
wie eine Collage funktioniert, offenbart sich eine Vielschichtigkeit sowohl
inhaltlich, wie auch atmosphärisch. Gegensätze werden miteinander
konfrontiert, so z.B. Populär- und Alltagskultur mit Hochkultur, aber auch
unterschiedliche Wohnsituationen verschiedener Epochen. Zum einen die
Portierwohnung, die eine eigene Geschichte mit sich bringt und schon
diverse Wohnepochen miterlebt hat, - zum anderen Interieur-Motive in den
Gemälden, die von einem modernen Wohnstil in Kombination mit älteren
und neuen Möbeln geprägt sind. Zusätzlich zum traditionellen Tafelbild sind
auch der Raum und andere Materialien oder Objekte als Malträger
miteinbezogen. Traum, Albtraum, Fiktion, Realität, – die Übergänge sind
fliessend. Die Tierbilder stammen aus modernen öffentlich-sozialen
Plattformen wie Facebook oder Instagram und fliessen in den privaten
Wohnraum ein. Sie werden im Internet, wie von einem Jagdhund (dem
Hounddog), gejagt.
Die Arbeit mit dem Titel Transient Darkness - Ich als Raum ist ein 15 Minuten dauernder farbiger Video-Loop von 16 verschieden Standfilmen mit marginalen Bewegungen. Sie hat einen autobiographischen Ursprung in der Schlaflosigkeit. Auf nächtlichen Rundgängen durch den Ausstellungsort Cham befasste sich der Künstler mit phänomenologischen Facetten von diesem Thema. Ein Aspekt ist die Sichtbarkeit von Schlaflosigkeit, welche in Form der Projektion in eine gestalterische Arbeit übersetzt wurde. Je dunkler der Raum desto besser ist sie sichtbar. Die Parallele dazu bildet das schlaflose Individuum, welches durch die fehlende Aufmerksamkeit kaum fähig ist, durch den Tag zu gehen und sich so den Zwischen- bzw. Freiraum und die Ruhe der Nacht zu eigen macht. Einher mit der Sichtbarkeit geht die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Alltagsstrukturen, aus denen ein schlafloses Individuum ausbricht. Sämtliche Szenen zeigen menschenleere Orte, welche gänzliche verlassen scheinen und nur durch kleine Lichter, einen leichten Wind in Fahnen oder einem vorbeifahrenden Auto belebt scheinen. Die Definition der eigenen Persönlichkeit geschieht nicht über das soziale Umfeld sondern über die Orte, die einem umgeben und die Spuren, welche die Gesellschaft durch sie und an ihnen hinterlässt. Die Auseinandersetzung mit dem und im Raum passiert zudem auf einer zweiten Ebene durch den Ausstellungskontext der verlassenen Papierfabrik. Genau wie das Gefäss der Nacht für den Schlaflosen eröffnet sie durch ihre temporäre Funktionslosigkeit einen Zwischen- und Lebensraum für die Kunst.
Die Arbeit Gestern - Morgen - Heute ist eine begehbare Installation,
welche in Cham auf dem Areal der ehemaligen Papierfabrik realisiert
wurde. Im ehemaligen Materialunterstand hingen nebeneinander 7-8
Meter lange Bahnen von Papier aus der letzten Papierproduktion,
welche sich bewegten, zerknitterten, Geräusche des über den Boden
Schleifens machten und nach und nach der Zerstörung ausgesetzt
waren. Das Papier als fragiles und bewegliches Material erlaubte ein
ständiges Verwandeln der geschaffenen Räume, die begangenen Wege
in der Installation konnten nicht rückverfolgt werden, Veränderung und
Umwandlung war zu schnell. Eigene Spuren wurden in die Form des
Papiers festgeschrieben, aber von der Witterung wieder verwischt.
Mein Masterprojekt handelt von der Natur im Großen und Ganzen und von der
Natur auf dem Papieri Areal und Umgebung.
Zentral sind dabei die Fragen: „Was ist Natur? Wo gibt es Natur in Cham?“ und
„wie natürlich ist überhaupt unsere Natur bzw. die Natur in der Papieri und
Umgebung?“
Bei Experimenten mit dem Papierbrei, den ich eigentlich zum Schöpfen von neuem Papier untersuchte, entdeckte ich seine wunderbar plastische Qualität und die getrocknete Masse erinnerte stark an organische Stofflichkeit, sowie Pflanzen und/oder Pilzen. In der Zwischenphase von der Abgabe der Masterthesis, wo ich die Ambivalenz von flüchtiger Digitalität und haptischen analogen Medien mit der Arbeit „Hoffnung schöpfen in einer digitalen Welt“ beleuchtete, entstanden zudem neue Zusammenhänge, die mich in die erbarmungslose Welt der Insekten führten. Genauer gesagt in die Welt der parasitären Pilze, die Insekten als Wirte benutzen, um ihre eigene Immobilität durch sie zu überbrücken. Da ich mich in meiner Arbeit mit der Transformation, des Areals, meines Raumes und meiner eigenen künstlerischen Sprache auseinandersetze, war es naheliegend an das Sinnbild der Metamorphose, dem Schmetterling zu denken, oder der Raupe, die das Versprechen für einen wunderschönen Schmetterling in sich trägt. Es gibt diese Erwartungshaltung, dass wenn man A säht, auch B ernten wird - doch nicht bei dieser Raupe. Diese arme Kreatur trägt nämlich den OPHIOCORDYCEPS SINENSIS (den Raupenkeulenpilz) in sich, der die Raupe knapp unter die Erdoberfläche zwingt und danach wächst der Fruchtkörper des Pilzes aus dem Kopfende der Raupe, die ihren Dienst als Transportmittel und jetzt auch als Nährstofflieferant erfüllt hat. Interessanterweise ist genau dieser Pilz, der Raupenkeulenpilz, einer der teuersten Heilpilze auf der Welt.