Schmuckimprovisationen sind für mich Mittel zur Selbstdarstellung und Selbstfindung. Sie sind identitätsstiftend. Spontan und mit einfachen Mitteln improvisiere, trage, erlebe und inszeniere ich Schmuck an meinem Körper. Dabei bin ich voll und ganz im Moment und trete mit meiner Umgebung und Körperlichkeit in einen wechselseitigen und provokativen Dialog.
Ich experimentiere mit meiner Erscheinung; entdecke und zeige unterschiedliche Facetten meiner Persönlichkeit und führe mich an meine Grenzen. So wird Schmuck zum künstlerischen und persönlichen Ausdrucksmittel, das Momentaufnahmen und Stimmungsbilder entstehen lässt: Schmuck in Bewegung – mein Spiel mit Attitüde.
Sehnsucht (im griechischen λαχτάρα) kann ein wunderbares, ein beflügelndes Gefühl sein. Steigert sich das Verlangen doch ins Extrem, wird die Sehnsucht untragbar, schwer, zur bittersüssen Last.
Mein Projekt beschäftigt sich mit dieser emotionalen Ambivalenz. Material, Gewicht, Form, Tragbarkeit und Gerüche spielen bei den als Ketten konzipierten Arbeiten eine zentrale Rolle. Gefühle werden taktil erfahrbar, spürbar, fassbar, was mir ermöglicht, diese Vielzahl von Emotionen bewusst zu zelebrieren.
Diese Bachelorarbeit setzt sich visuell mit normativen Vorstellung von Begehren auseinander. Die Ambivalenz im eigenen Spüren und Wahrnehmen spiegelt sich in suggestiven Objekten wieder. Erkenntnisse zu Körperidentitäten und Normbildern verdichten sich in Form und Material, wobei Reflexionen zur Genderdebatte als Sub-Themen in den gestalterischen Prozess permanent einfliessen. Die Funktion und Tragbarkeit der Objekte wird von intimen Fantasien geprägt.
Urheberrechtshinweis
Chiara Martina Davanzo, Hochschule Luzern – Design & Kunst
In der Schweiz werden jährlich bis zu 30.000 Rotfüchse erlegt oder fallen dem Verkehr zum Opfer, die meisten Tiere werden ungenutzt in Kadaversammelstellen entsorgt. In dieser Arbeit dient ein Fuchs als «Point of Departure», um Schmuckstücke zu entwickeln, deren jeweiliger Wert über den Prozess ihrer Entstehung und die Wertschätzung des Materials selbst hinausweist und so über die persönliche Wahrnehmung der Autorin berichtet.
Menschen lieben es Objekten besondere Kräfte, Eigenschaften und Bedeutungen zuzuweisen. Dinge werden so zu Hütern von Geschichten, Wahrheiten und Versprechungen – wie in allen Märchen. Auch in Zeiten von wissenschaftlich fundierter Abgeklärtheit und fake news haben Menschen den Wunsch nach Glück, Gesundheit, Schönheit, Liebe, Bewunderung, Unfehlbarkeit, ewigem Leben. Zu jedem der vorliegenden Schmuckstücke gehört ein Text der einen Deal, einen Vertrag, eine Vereinbarung suggeriert, der aber auf den zweiten Blick einen Haken hat und dessen Tragweite im Vorfeld nicht absehbar ist. Die Schmuck-Objekte laden zur Kontemplation ein, während das dazugehörige Versprechen die Betrachtenden verführt.
Momentum [lat. für Impuls, Moment] erforscht das Potenzial partizipatorischer Aspekte in der Gestaltung von Einzelstücken und seriellen Schmuckarbeiten. Kundinnen und Kunden werden gezielt in den physischen Entstehungsprozess ihres Unikats einbezogen. Dank der spielerischen Interaktion werden einmalige Momente buchstäblich eingefroren und die daraus resultierenden Ringe passen wie angegossen an die Hand ihres Trägers. Die Teilhabe an einem aussergewöhnlichen Prozess intensiviert den persönlichen und somit nachhaltigen Bezug zum individuellen Schmuckstück. Momentum ist Einzigartigkeit in Serie.