Kleinteilig parzellierte Häuserzeilen
Blockrandartige Bebauung
Essbare Landschaft
Die Bachelor-Thesis des Frühlingssemesters 2024 setzt sich mit der in den 70er und 80er Jahren erstellten
Wohnüberbauung Büttenenhalde auseinander. Die etappenweise Bebauung von Walter Rüssli dient als Perimeter für
die Thesisprojekte. Das Planungsgebiet umfasst die Geländemulde im Grenzbereich zwischen Luzern und Meggen und
ist geprägt durch sein topografisch sehr coupiertes Gelände. Durch das unterirdische Erschliessungssystem ist die
gesamte Überbauung verkehrsfrei.
Bei der Büttenenhalde handelt es sich um eine nahezu reine Wohnüberbauung, Gewerbe findet man hier kaum. Zudem
zeigt sich ein klarer Überschuss an 3 ½ und 4 ½-Zimmerwohnungen. Die Statistiken zeigen jedoch, dass in der Schweiz
Einpersonenhaushalte vorherrschend sind. Die Aussen- und Freiräume wirken lieblos, ungepflegt und verlassen und
scheinen ihre beste Zeit hinter sich zu haben. Besonders augenfällig ist der gesamte Bereich um den Büttenenweiher.
Dieser ist geprägt durch Verbotsschilder, Abschrankungen, unverhältnismässig hohe Sichtschutzwände vor den privaten
Gärten, schmutzige Sitzmöglichkeiten und Abfalleimer, die niemand anfassen möchte. Daher soll anhand eines
subversiven Konzepts diesen Herausforderungen begegnet und die Büttenenhalde (wieder) zum Leben erweckt
werden. Die Allogamie soll dabei zur Triebfeder werden.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet Fremdbefruchtung. Apfelbäume sind Fremdbefruchter. Das
heisst, dass sich Bäume der gleichen Sorte nicht gegenseitig befruchten können. Apfelbäume benötigen daher fremde
Sorten, um Früchte ausbilden zu können. Diese Sorten nennt man Befruchtersorten. Sie unterscheiden sich in Grösse,
Form oder Blütenfarbe.
Die Befruchtersorten in meinem Konzept sind kleinteilig parzellierte Häuserzeilen, eine blockrandartige Bebauung und
eine essbare Landschaft. Die neue Baustruktur orientiert sich entlang des Weges, der von der Bushaltestelle zum Weiher
führt. Er soll als Gemeinschafts- und Begegnungsraum dienen und unterschiedliche Platzsituationen, Aufenthaltsräume,
soziale Interaktionen und vielfältige flexible Nutzungen fördern. Der Weiher mitsamt seiner Fauna und Flora wird
fachgerecht Richtung Waldrand umgesiedelt und polygonale Gebäudevolumen mit öffentlichen Erdgeschossnutzungen
finden dort stattdessen ihren Platz. Durch die Polygonalität entsteht kein bestimmter Bezug und Bestand und Neu
werden auf diese Weise auf alle Seiten miteinander verbunden. Niedrige, 3- bis 4-geschossige Gebäude sollen in
Bescheidenheit gegenüber dem Bestand auftreten und keine Konkurrenz darstellen. Abgewinkelte, polygonale Formen
lassen lebendige Aussenräume entstehen.
Eine essbare Landschaft in Form von Obstbäumen und -sträuchern nimmt Bezug zur landwirtschaftlich geprägten
Vergangenheit der Büttenenhalde. Mehrere Öffnungen sollen zusammen mit locker angeordneten Baumpflanzungen
die Durchlässigkeit gewährleisten und die Verbindung zum Bestand herstellen. Ziel ist die Entstehung von
atmosphärischer Dichte durch das bewusste Gestalten der Raumverhältnisse zueinander, der Übergänge und der
Blickbezüge.
Das neue urban-ländliche Quartier soll als hybride Siedlung fungieren und Raum für Wohnen, Arbeiten und Erholung
bieten. Das Quartier wird weiterhin autofrei und die Strassen und Wege von Fussgänger:innen, Fahrrädern, spielenden
Kindern, Bewohner:innen und Besucher:innen gekennzeichnet sein.
Die kleinteiligen Gebäudevolumina werden mit verschiedenen Wohnungstypologien bespielt und streben eine hohe
Diversität der Bewohner:innenprofile an. Die kleinteilig parzellierten Häuserzeilen, in welchen nur gewohnt wird,
werden über aussenliegende Laubengänge erschlossen, die Gebäude mit Gewerbeanteil mit einem klassischen
Treppenhaus mit Aufzug. Auf das Einsteinmauerwerk mit Schafwolle als Dämmung werden bei den Gebäuden mit
öffentlicher Nutzung Keramikfliesen aufgemörtelt und verleihen dadurch den Fassaden eine Identität. Die reinen
Wohnbauten erhalten Putzfassaden. Balkone und Terrassen werden so angeordnet, dass die Kommunikation zwischen
der Bewohnerschaft gefördert wird und nachbarschaftlicher Austausch stattfinden kann. Das Konzept der Kleinteiligkeit
und der essbaren Landschaft kann auf die gesamte Büttenenhalde angewendet werden.
Bestand und Neu sind aufeinander angewiesen und ergänzen sich optimal, um Früchte tragen zu können. Die
kleinteilige Verdichtung fördert eine stärkere soziale Interaktion und kann dazu beitragen, Wohnmaschinen zu
verhindern oder abzumildern. In Kombination mit den bestehenden Wohngebäuden entsteht eine vielfältige und
ausgewogene urbane Umgebung. Bei diesem Konzept werden kleinere Gebäude in eine bereits vorhandene Siedlung
integriert und es entsteht eine breite Vielfalt an Wohnoptionen. Die Kleinteiligkeit und die Polygonalität ermöglichen
eine vielfältigere Gestaltung des Aussenraums, was zu einer lebendigeren Nachbarschaft führt. Die Bewohnerschaft wird
näher zusammengebracht, da Wohnmaschinen oft als anonym und isoliert wahrgenommen werden. Mit Kleinteiligkeit
können Regelmässigkeiten durchbrochen und lustvolle Brüche gebildet werden. Zudem ist diese Art der Verdichtung
näher am menschlichen Massstab.
Die Büttenenhalde löste anfangs gemischte Gefühle in mir aus. Einerseits war sie mir aufgrund der markanten Fassaden
der Etappen 2 und 3 bereits bekannt, andererseits habe ich mich bis anhin doch nie genauer mit ihr befasst. Je länger
ich mich in den Entwurfsprozess einarbeitete, desto mehr erkannte ich das Potential dieser Bebauung. Mir war es
wichtig, ein Konzept anzustreben, das nicht alltäglich ist und zum Umdenken anregt. Beim genaueren Betrachten der
neuen Fassadenansichten zeigt sich, dass die auf den ersten Blick ortsbaulich fremd wirkende, neue Baustruktur, einige
ähnliche Elemente zum Bestand aufweist. Das Konzept der Fremdbefruchtung wurde stringent verfolgt, ohne dabei den
Bestand aus den Augen zu verlieren.
Die Büttenenhalde soll durch einen Eingriff in der Siedlung zukunftsfähig gemacht
werden. Dabei ist die Verdichtung ein zentraler Aspekt. Eine nachhaltige Verdichtung
ist nicht nur ein Einfügen von Volumen und konzentrieren von der Gebäudestruktur im
Siedlungsensemble, sondern auch ein Verzicht auf Wohnfläche. Die Wohnungen
sollen an die jeweilige Lebenssituation angepasst und bei Bedarf getauscht werden
können. Dieser Wohnungstausch erfordert eine hohe Bereitschaft zum Teilen. Die
Fragestellung auf die Architektur bezogen ist folgende: Wie könnte eine Architektur
aussehen, die die Gemeinschaft fördert, den Wert im Sozialkapital sieht und zum
Verzicht des Eigentums anregt? Das Projekt mal hier, mal dort soll die Identität der
Büttenenhalde fördern und die Siedlung mit den einzelnen Etappen verbinden.
Büttenenhalde is to be made fit for the future through an intervention in the settlement.
Densification is a central aspect of this. Sustainable densification is not only about
integrating volumes and concentrating the building structure in the settlement
ensemble, but also about dispensing with living space. The apartments should be
adapted to the respective living situation and be able to be exchanged if necessary.
This exchange of apartments requires a high willingness to share. The question
relating to the architecture is as follows: What could an architecture look like that
promotes community, sees value in social capital and encourages the renunciation of
ownership? The project, mal hier – mal dort, is intended to promote the identity of
Büttenenhalde and connect the settlement with the individual stages.
Die Siedlung Büttenenhalde wurde über Jahrzehnte hinweg in mehreren Etappen durch Walter Rüssli
errichtet. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, dass sie es ermöglicht, kontinuierlich auf die
aktuellen Bedürfnisse der Zeit einzugehen und weiter zu bauen. Nun ist es an der Zeit für die nächste
Etappe, die eine Überarbeitung der ersten Etappe vorsieht. Ziel ist es, die Siedlung in einem
fortlaufenden Prozess an die neuen Bedürfnisse anzupassen.
Die Büttenenhalde erscheint als eine Art Insel. Viele alltägliche Bedürfnisse wie das Einkaufen oder das
Finden von Begegnungsräumen bleiben unerfüllt. Deshalb setzt sich das Projekt dafür ein, die Siedlung
mit neuen Nutzungen und Angeboten zu bereichern, um kurze Wege und ein vielfältiges
Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. Öffentliche und gemeinschaftliche Räume werden zur Keimzelle
des Siedlungslebens, um Vereinsamung entgegenzuwirken und die Interaktion zu fördern.
Damit die öffentlichen Nutzungen und Gemeinschaftsflächen funktionieren braucht es einen deutlich
erhöhten Nutzungsdruck, also mehr Bewohner:innen. Deshalb liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der
Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum, der den sich wandelnden Bedürfnissen der
Bewohner:innen gerecht wird. Die bestehenden Grundrisse funktionieren gut und sind effizient.
Vorhandene Wohnungen haben aber momentan Teils eine niedrige Belegungsrate, da viele Zimmer mit
Wohnnebennutzungen bespielt werden. Bewohner:innen sollen unterstützt werden, ihre zu grossen
Wohnungen für junge Familien freizugeben. Dies soll durch ein erweitertes gemeinschaftlich genutztes
Angebot und klaren Regeln innerhalb der neu gegründeten Genossenschaft möglich werden. Vereinzelt
werden bestehende Wohnungen umgewandelt, um Platz für neue Nutzungen und Durchgänge zu
schaffen. Als Ausgleich werden die bestehenden Dachflächen für zusätzliche Wohnungen genutzt,
sodass sich die Bewohner:innen vermehrt auf der Erdgeschossebene treffen können, denn Stadt
entsteht am Boden.
Das Ziel des Projekts ist es, diese Siedlung nicht nur als einen Ort zum Wohnen, sondern als einen Ort
zum Leben zu gestalten - ein Ort, der den Bedürfnissen und Wünschen seiner Bewohner:innen gerecht
wird.
The Büttenenhalde estate was built in several stages over decades by Walter Rüssli. The
advantage of this approach is that it makes it possible to continuously respond to the current needs
of the time and continue building. The time has now come for the next stage, which involves a
revision of the first stage. The aim is to adapt the development to new needs in an ongoing
process.
The Büttenenhalde appears to be a kind of island. Many everyday needs, such as shopping or
finding places to meet, remain unfulfilled. This is why the project is committed to enriching the
estate with new uses and offerings in order to enable short distances and a diverse community life.
Public and communal spaces will become the nucleus of life on the estate in order to counteract
isolation and promote interaction.
In order for the public uses and communal areas to function, there needs to be a significant
increase in usage pressure, i.e. more residents. Another focus is therefore on creating more
affordable living space that meets the changing needs of residents. The existing floor plans work
well and are efficient. However, some of the existing apartments currently have a low occupancy
rate, as many rooms are used for ancillary residential purposes. Residents should be supported in
releasing their oversized apartments for young families. This should be made possible through an
expanded shared offer and clear rules within the newly founded cooperative. In some cases,
existing apartments will be converted to create space for new uses and passageways. To
compensate for this, the existing roof areas will be used for additional apartments so that residents
can increasingly meet on the first floor level.
The aim of the project is to design this development not just as a place to live, but as a place to be -
a place that meets the needs and wishes of its residents.
Etappenweise entwickelte sich die Büttenenhalde zu einer Wohnsiedlung im Grünen. Auffallend dabei ist, dass jedes Gebäude
der verschiedenen Etappen ein direktes Gegenüber hat und sich in der Mitte derer jeweils ein Zwischenraum aufspannt. Bei der
Entwicklung des Zwischenraums von Etappe zu Etappe ist erkennbar, dass dieser immer schmaler wird und die Gebäude somit
immer näher aneinanderrücken, bis sie sich in Etappe 5 und 6 nahezu berühren. Der Zwischenraum strukturiert sich durch einen
mittigen, öffentlichen Bereich, welcher mit einem fliessenden Übergang in eine halböffentliche Zone und schliesslich in einen
Privatbereich übergeht.
Angeknüpft an diese Analyse wird eine weiterführende Etappe 7 geplant, bei welcher der Zwischenraum eine neue Dimension
erfährt. Als Folge des heute üblichen verdichteten Bauens rutscht der Zwischenraum neu in den Innenraum des Gebäudes und
funktioniert sowohl vertikal als auch horizontal. Die unterschiedlichen Wohnungsangebote werden in ihrer Fläche minim
gehalten, damit die Bewohner*innen ihr Alltagsleben in diesen Zwischenraum erweitern und der halböffentliche Bereich
durch Begegnungen und Austausch aktiviert wird. Zugleich schafft die Etappe 7 durch ihre Setzung einerseits einen
grosszügigen Ankunftsort mit angrenzenden öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen in den Sockelgeschossen und
andererseits verhilft sie zu einer interaktiven Wegführung, welche die unterschiedlichen Niveaus und Plätze miteinander
verbindet.
Büttenenhalde developed in stages into a housing estate in a green setting. It is striking that each building in the various stages
has a direct opposite and that there is a space between them. As the intermediate space develops from stage to stage, it can be
seen that it becomes narrower and narrower, bringing the buildings closer and closer together until they almost touch in stages 5
and 6. The intermediate space is structured by a central, public area, which transitions smoothly into a semi-public zone and
finally into a private area.
Following on from this analysis, a further stage 7 is planned, in which the intermediate space takes on a new dimension. As a
result of the high-density construction that is common today, the space in between slips into the interior of the building and
functions both vertically and horizontally. The various housing options are kept to a minimum in terms of area so that residents
can extend their everyday lives into this intermediate space and the semi-public area is activated through encounters and
exchange. At the same time, the positioning of stage 7 creates a spacious arrival point with adjoining public and semi-public
uses on the basement floors, while also helping to create an interactive route that connects the different levels and squares.
Die Büttenenhalde-Siedlung wurde Anfang der 1970er-Jahre von Walter Rüssli als Familien-Quartier am
Rande von Luzern entworfen und spiegelte den damaligen Zeitgeist: Familie und Auto hatten einen grossen
Stellenwert, was sich im Entwurf und den Grundrissen der Häuser äussert. 3.5- und 4.5-Zimmer-Wohnungen
machen über zwei Drittel aller Wohnungen aus. Eine Spielstrasse zwischen den Gebäuden von Etappe 2 und
3 soll die Siedlung beleben und die Interaktion fördern.
50 Jahre später ist das Quartier wenig durchmischt und überwiegend von älteren Personen bewohnt. Die
Spielstrasse ist nicht mehr belebt und in den grosszügigen Wohnungen leben hauptsächlich nur Paare
oder Einzelpersonen
In Zukunft wird es immer mehr flexiblen und günstigen Wohnraum brauchen. Irgendwann wird auch die
Stadt Luzern wachsen und mehr Platz am Stadtrand benötigen.
Das Ziel des Projekts ist, durch Verdichtung dem Quartier neues Leben einzuhauchen. Verdichten bedeutet
nicht nur mehr Wohnungen zu schaffen, sondern auch einen guten Wohnungsmix zu fördern, um
generationsdurchmischtes Wohnen zu ermöglichen. Sowohl ältere Menschen als auch neu zugezogene
Familien, Singles oder Studenten sollen passende Wohnungen finden und zusammenleben können.
Wo viele Menschen aufeinandertreffen, sind soziale Räume wichtig, sei es durch Gemeinschaftsräume oder
die Gestaltung des Aussenraums. Ein grösserer Park oder Grünfläche neben der Siedlung soll dem ganzen
Quartier sowie der Stadt Luzern mit viel Nutzungsmöglichkeiten als Naherholungsgebiet, Treffpunkt
oder Aktivitätsfläche dienen.
Am Beispiel der Etappe 1 soll das Projekt zeigen, wie eine Entwicklung mit deutlicher Verdichtung aussehen
soll.
Die bestehenden Gebäude bleiben erhalten und werden um 2-3 Geschosse aufgestockt sowie durch
langgezogene Anbauten ergänzt.
Die Wohnungen sollen das bestehende Angebot erweitern und das Verhältnis von kleinen zu grossen
Wohnungen ändern. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll ein reduzierter pro Kopf Flächenverbrauch erreicht
werden. Zudem sollen alle Bereiche und Wohnungen barrierefrei gestaltet sein.
Die Grundrisse und Wohnungsgrössen sind anpassbar und können auf die diversen Umstände reagieren.
Das Neugebaute soll sich am Bestand orientieren und harmonisch einfügen.
Die Überbauung Büttenenhalde, insbesondere ihre erste Bauphase, entstand in einer
Zeit, die von Stadtflucht, Wohnungsnot und gesellschaftlichen Krisen geprägt war. Die
damaligen Bedürfnisse nach Schutz und Stabilität spiegeln sich in der Architektur der
Büttenenhalde wider. Trotz der ursprünglichen Vision von Rüssli, die Interaktion und
die Verschmelzung von Innen- und Aussenräumen fördern wollte, wirkt die
Überbauung heute eher anonym und introvertiert.
Die Bedürfnisse der Menschen sowie die Vorstellungen von einem idealen Stadtviertel
haben sich jedoch gewandelt. Durch einen kontinuierlichen und umfassenden Prozess
der Umgestaltung wird die Siedlung neu geordnet. Diese neue Struktur zielt darauf ab,
die Dichte, räumliche Qualität und soziale Infrastruktur zu verbessern. Sie erstreckt sich
über das reine Wohnungsangebot hinaus, um die Nutzungsvielfalt und Möglichkeiten
der Siedlung weiterzuentwickeln. Das Ziel ist es, die Siedlung von einer reinen
Schlafstadt in ein lebendiges, dynamisches Umfeld zu verwandeln, in dem durch die
erhöhte Dichte kleine Dienstleistungen und lokale Geschäfte entstehen können. Zudem
fördern neu geschaffene Gemeinschaftsbereiche und soziale Treffpunkte die
Lebensqualität und das Miteinander.
Die erste Etappe dient als Vorzeigeprojekt für die Entwicklung von Büttenenhalde und
setzt ein zukunftsweisendes Zeichen für das Quartier. Zwischen den vier bestehenden
Wohnbauten entstehen direkt an der Strasse drei Kleinbauten mit öffentlicher
Erdgeschossnutzung, die den Strassenraum beleben und eine Verbindung von der
Strassenebene zur Innenhofebene schaffen. Auf der Südseite, vor dem Hang, ergänzen
zwei neue Gebäudekomplexe mit Familienwohnungen und grossen
Wohngemeinschaften die bestehenden Wohnzeilen. Die Angebote in den Neubauten
gehen über das reine Wohnen hinaus und bieten Raum für gemeinschaftliche
Nutzungen und vielfältige Aktivitäten, die sich auch in der Gestaltung der
Hofsituationen widerspiegeln.
So entwickelt sich die Büttenenhalde zu einem attraktiveren und vielseitigeren
Lebensraum, der den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Bewohner gerecht wird.
Neue Impulse für lebendige Nachbarschaften
Das Quartier der Büttenenhalde fungiert als eine reine Monofunktion des Wohnens. Die von Walter Rüssli angedachte belebte Spielstrasse ist ein verlassener und leerer Raum. Die Strasse dient ausschliesslich der Erschliessung der Wohngebäude und trägt zu einer Anonymität der Adressierung bei.
Die Büttenhalde soll durch die geplante Intervention zu neuem Leben erwachen. Dabei spielt die heutige Spielstrasse mit seinem Quartierplatz eine zentrale Rolle. Sie soll, ganz im Sinne von Walter Rüssli, die Lebensader des Quartiers bilden. Als offene Parkallee fungiert die Spielstrasse als Ort der Begegnung, welche mit neu geschaffenen Angeboten die Monofunktion der Bebauung auflöst, sowie eine Neugestaltung der Adressierung mit sich bringt.
In der ersten Phase der Neugestaltung wird das heutige Quartierzentrum durch einen Neubau ersetzt. Dieser beinhaltet ein Altersheim mit den dazugehörigen Infrastrukturen wie Kantine, Café, Bücherei, Medical-Center und einem grossen Gemeinschaftsraum, von dem das gesamte Quartier profitiert. Der Neubau integriert zudem Alterswohnungen, eine Kindertagesstätte, sowie einen Quartierladen.
Der Neubau gestaltet die Ankunft im Quartier neu und dient als Impulsgeber für die Belebung des Ortes.
In einer zweiten Etappe wird die Häuserreihe der Einfamilienhäuser aufgestockt. Die Aufstockung gibt der Büttenenhalde eine neue Skyline und tritt in einen Dialog mit den gegenüberliegenden Hochhäusern. Die Aufstockung führt zu einer signifikanten Steigerung der Ausnutzungsziffer, was zur Belebung des Ortes beiträgt. Die Grundrisse der bestehenden Einfamilienhäuser werden in attraktive Atelierwohnungen umgewandelt. Diese neue Erdgeschossnutzung, bricht die Monofunktion des Wohnens an der Spielstrasse auf, womit eine lebendige und dynamische Atmosphäre entsteht.
Mit diesem Projekt wird ein Gesamtkonzept für die ganze Büttenenhalde vorgeschlagen. Der
Masterplan sieht vor, das Quartier in Etappen nach einem Zeitplan zu ertüchtigt, wie bereits bei
der Entstehung des Quartiers, welches ebenfalls in Etappen erbaut wurde. Das Gesamtkonzept
wird in der entsprechenden Zeit reevaluiert und entsprechend den Bedürfnissen der Zeit
angepasst. Die Themen Adressierung und Etappenidentität sollen den Masterplan prägen. Von
einer Ankunft, die vom Auto gesteuert wird, entsteht neu ein klarer Ankunftsort fürs Quartier, die
eigene Wohnung und das Gewerbe. Die Identität der Etappe wird mit der Intervetion gestärkt.
Ausserdem wird durch das Projekt neu eine Kommunikation zwischen den Etappen aufgebaut.
Die Defizite Dichte, zukünftige Funktionalität und Mononutzung sollen durch dieses Projekt
behoben werden.
Urheberrechtshinweis
Klakla Nell Sophie, Hochschule Luzern - Departement Technik & Architekur
Die Büttenenhalde verkörpert heute auf verschiedenen Ebenen eine Monokultur: In der Siedlung wird
ausschliesslich gewohnt – mit Ausnahme einiger Dienstleistungen, welche mehrheitlich in den eigenen vier
Wänden erbracht werden. Das Wohnungsangebot besteht aus einem klaren Überschuss an 3 ½- und 4 ½ -Zimmer
Wohnungen. Gemeinschaftsbereiche und Treffpunktmöglichkeiten sind minimal gehalten und auch die Aussenund
Freiräume bleiben unbenutzt. Hinzu kommt die zunehmende Überalterung der Siedlung. Die Bewohnerschaft
bleibt für sich und der Stadtteil wirkt zunehmend introvertiert.
Mittels einer Anreicherung soll auf diese Monotonie reagiert und die Transformation der Büttenenhalde in eine
Mischkultur vorangebracht werden. In einem ersten Schritt wird ein Neubau als Ankunftsort und Quartierzugang
gesetzt, der unterschiedliche Funktionen übernimmt. Der murale Kopfbau wird zur Landmark des Quartiers. Ihm
vorgelagert entsteht ein grosszügiger Platz mit platzpräsenter Nutzung in Form eines Bistros mit kleinem Lädeli.
Dieser wird zum Treffpunkt für alle Generationen des Büttenenquartiers. Angrenzend an den Kopfbau gliedert sich
ein Längsriegel in Holzbauweise an, welcher die Verbindung vom Ankunftsort in den oberen Quartierteil bildet.
Die Erschliessung führt entlang der Südostfassade hangaufwärts, vorbei an öffentlichen Nutzungen und
Arbeitsplätzen. Begleitend an diese direkte Verbindungsachse findet sich ein weitläufiger Flanierweg. Dieser wird
als Erweiterung des Platzes und Aufenthaltsort angesehen. Der Höhenunterschied zum Quartierplatz hinauf wird
so auf lustvolle Weise überwunden, ohne die Weitsicht zu beeinträchtigen. Die lebendige Zugangssituation
beendet die vorhandene Abschottung und führt die Besuchenden auf attraktive Weise in die Siedlung hinein. Den
Abschluss des Volumen bildet ein Querriegel in derselben Holzbauweise. Dieser wird zur Verlängerung der
Einfamilienhaus-Reihen und fasst den Quartierplatz, welcher zum Angelpunkt des oberen Überbauungsabschnittes
wird. Flankiert von Ateliers des Neubaus, welche ihren Nutzungsbereich auf den Platz hinaus erweitern können,
sowie eingeschossigen Ergänzungsbauten in der Spielstrasse, findet hier das Alltagsleben statt. Das neue Gebäude
stärkt nicht nur die Längsverbindung, sondern ermöglicht auch Querverbindungen vom urbanen Ankunftsbereich
zur rückseitigen, wilden Natur mit Weiher.
Der Neubau strebt einen möglichst breiten Wohnungsmix an: Kleinwohnungen, Einzimmerwohnungen und
Studios, sowie grössere Wohnungen für Familien und Clusterwohnungen. Diese hohe Vielfalt an Wohnungstypologien
führt zur Begegnung von Leuten mit unterschiedlichster Haltung und Biografie und erhöht damit die
soziale Vielfalt. Gestärkt wird diese mittels eines durchlässigen Erschliessungssystems, welches ein spontanes
Aufeinandertreffen ermöglicht. Einen speziellen Wert nimmt das überhöhte, freigespielte Zwischengeschoss
inklusive Nutzgarten ein. Als halböffentlicher Bereich bringt es alle Bewohner*innen zusammen.
Das Quartier soll wieder lebendig verliehen werden, ganz nach dem Motto der Mischkultur: Gemeinsam wächst es
besser.
Die Büttenhalde, ein Quartier der Einsamkeit und Isolation, steht vor einem
Generationenwechsel. In dieser Bachelorarbeit wird die Vision untersucht, die
Büttenhalde in eine lebendige und aktive Gemeinschaft zu verwandeln, indem sie sich
von der gegenwärtigen Privatheit entfernt und sich der Öffentlichkeit zuwendet.
Der Vergleich mit Atomen, den Bausteinen der Materie, verdeutlicht das Paradoxon
unserer traditionellen Wohngemeinschaften. Die Arbeit soll die monotonen
Bebauungsstrukturen der Büttenhalde auflockern, indem sie porösere, luftigere und
transparentere Räume schafft.
Eine Fassadengestaltung, die wie eine Zellmembran funktioniert, soll die Beziehungen
zur Umwelt und zur Gemeinschaft fördern. Sie bieten Raum für Konflikte, Entspannung
und Beobachtung und tragen dazu bei, das Quartier zu einem lebendigen und
vielfältigen Lebensraum zu machen.
Ein Raster von 4 x 3.3m entsteht durch Stahlbetonkonstruktionen, die eine Aussteifung
für die Nasszellen gewährleisten. Diese Tragstruktur ermöglicht einen möglichst
flexiblen und anpassbaren Grundriss, welcher dazu beiträgt, eine längere
Lebensdauer zu erreichen.
Diese Vision sieht drei Neubauten vor, die unterschiedliche Funktionen erfüllen: Ein
Gebäude dient als Schule, das mittlere als Wohnen das dritte als Ateliers wie auch
Kleinwohnungen, welche je nach Bedarf über Schaltzimmer verfügen. Die Gebäude
sind so konzipiert, dass im Erdgeschoss Nutzungen sind, welche die Wichtigkeit diese
Geschosses betonen und für Aneignung offen sind. Diese Gestaltung wird eine
vielfältige und lebendige Nutzung der Räume ermöglicht und ein lebendiges und
integratives Quartier geschaffen.
Die Einbindung von Grünflächen wie die Schaffung von Gemeinschaftsgärten rund um die
Gebäude wie auch der Bezug zur Geschichte und das wiederaufnehmen von Obstbäumen fördern
zudem die Interaktion zwischen den Bewohnern, wie auch schaffung von Gewerbe, die
beispielsweise im Strassengeschoss stattfinden können,fördern das Mikroklima und die
ökologische Nachhaltigkeit des Quartiers.