Kleinteilig parzellierte Häuserzeilen
Blockrandartige Bebauung
Essbare Landschaft
Die Bachelor-Thesis des Frühlingssemesters 2024 setzt sich mit der in den 70er und 80er Jahren erstellten
Wohnüberbauung Büttenenhalde auseinander. Die etappenweise Bebauung von Walter Rüssli dient als Perimeter für
die Thesisprojekte. Das Planungsgebiet umfasst die Geländemulde im Grenzbereich zwischen Luzern und Meggen und
ist geprägt durch sein topografisch sehr coupiertes Gelände. Durch das unterirdische Erschliessungssystem ist die
gesamte Überbauung verkehrsfrei.
Bei der Büttenenhalde handelt es sich um eine nahezu reine Wohnüberbauung, Gewerbe findet man hier kaum. Zudem
zeigt sich ein klarer Überschuss an 3 ½ und 4 ½-Zimmerwohnungen. Die Statistiken zeigen jedoch, dass in der Schweiz
Einpersonenhaushalte vorherrschend sind. Die Aussen- und Freiräume wirken lieblos, ungepflegt und verlassen und
scheinen ihre beste Zeit hinter sich zu haben. Besonders augenfällig ist der gesamte Bereich um den Büttenenweiher.
Dieser ist geprägt durch Verbotsschilder, Abschrankungen, unverhältnismässig hohe Sichtschutzwände vor den privaten
Gärten, schmutzige Sitzmöglichkeiten und Abfalleimer, die niemand anfassen möchte. Daher soll anhand eines
subversiven Konzepts diesen Herausforderungen begegnet und die Büttenenhalde (wieder) zum Leben erweckt
werden. Die Allogamie soll dabei zur Triebfeder werden.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet Fremdbefruchtung. Apfelbäume sind Fremdbefruchter. Das
heisst, dass sich Bäume der gleichen Sorte nicht gegenseitig befruchten können. Apfelbäume benötigen daher fremde
Sorten, um Früchte ausbilden zu können. Diese Sorten nennt man Befruchtersorten. Sie unterscheiden sich in Grösse,
Form oder Blütenfarbe.
Die Befruchtersorten in meinem Konzept sind kleinteilig parzellierte Häuserzeilen, eine blockrandartige Bebauung und
eine essbare Landschaft. Die neue Baustruktur orientiert sich entlang des Weges, der von der Bushaltestelle zum Weiher
führt. Er soll als Gemeinschafts- und Begegnungsraum dienen und unterschiedliche Platzsituationen, Aufenthaltsräume,
soziale Interaktionen und vielfältige flexible Nutzungen fördern. Der Weiher mitsamt seiner Fauna und Flora wird
fachgerecht Richtung Waldrand umgesiedelt und polygonale Gebäudevolumen mit öffentlichen Erdgeschossnutzungen
finden dort stattdessen ihren Platz. Durch die Polygonalität entsteht kein bestimmter Bezug und Bestand und Neu
werden auf diese Weise auf alle Seiten miteinander verbunden. Niedrige, 3- bis 4-geschossige Gebäude sollen in
Bescheidenheit gegenüber dem Bestand auftreten und keine Konkurrenz darstellen. Abgewinkelte, polygonale Formen
lassen lebendige Aussenräume entstehen.
Eine essbare Landschaft in Form von Obstbäumen und -sträuchern nimmt Bezug zur landwirtschaftlich geprägten
Vergangenheit der Büttenenhalde. Mehrere Öffnungen sollen zusammen mit locker angeordneten Baumpflanzungen
die Durchlässigkeit gewährleisten und die Verbindung zum Bestand herstellen. Ziel ist die Entstehung von
atmosphärischer Dichte durch das bewusste Gestalten der Raumverhältnisse zueinander, der Übergänge und der
Blickbezüge.
Das neue urban-ländliche Quartier soll als hybride Siedlung fungieren und Raum für Wohnen, Arbeiten und Erholung
bieten. Das Quartier wird weiterhin autofrei und die Strassen und Wege von Fussgänger:innen, Fahrrädern, spielenden
Kindern, Bewohner:innen und Besucher:innen gekennzeichnet sein.
Die kleinteiligen Gebäudevolumina werden mit verschiedenen Wohnungstypologien bespielt und streben eine hohe
Diversität der Bewohner:innenprofile an. Die kleinteilig parzellierten Häuserzeilen, in welchen nur gewohnt wird,
werden über aussenliegende Laubengänge erschlossen, die Gebäude mit Gewerbeanteil mit einem klassischen
Treppenhaus mit Aufzug. Auf das Einsteinmauerwerk mit Schafwolle als Dämmung werden bei den Gebäuden mit
öffentlicher Nutzung Keramikfliesen aufgemörtelt und verleihen dadurch den Fassaden eine Identität. Die reinen
Wohnbauten erhalten Putzfassaden. Balkone und Terrassen werden so angeordnet, dass die Kommunikation zwischen
der Bewohnerschaft gefördert wird und nachbarschaftlicher Austausch stattfinden kann. Das Konzept der Kleinteiligkeit
und der essbaren Landschaft kann auf die gesamte Büttenenhalde angewendet werden.
Bestand und Neu sind aufeinander angewiesen und ergänzen sich optimal, um Früchte tragen zu können. Die
kleinteilige Verdichtung fördert eine stärkere soziale Interaktion und kann dazu beitragen, Wohnmaschinen zu
verhindern oder abzumildern. In Kombination mit den bestehenden Wohngebäuden entsteht eine vielfältige und
ausgewogene urbane Umgebung. Bei diesem Konzept werden kleinere Gebäude in eine bereits vorhandene Siedlung
integriert und es entsteht eine breite Vielfalt an Wohnoptionen. Die Kleinteiligkeit und die Polygonalität ermöglichen
eine vielfältigere Gestaltung des Aussenraums, was zu einer lebendigeren Nachbarschaft führt. Die Bewohnerschaft wird
näher zusammengebracht, da Wohnmaschinen oft als anonym und isoliert wahrgenommen werden. Mit Kleinteiligkeit
können Regelmässigkeiten durchbrochen und lustvolle Brüche gebildet werden. Zudem ist diese Art der Verdichtung
näher am menschlichen Massstab.
Die Büttenenhalde löste anfangs gemischte Gefühle in mir aus. Einerseits war sie mir aufgrund der markanten Fassaden
der Etappen 2 und 3 bereits bekannt, andererseits habe ich mich bis anhin doch nie genauer mit ihr befasst. Je länger
ich mich in den Entwurfsprozess einarbeitete, desto mehr erkannte ich das Potential dieser Bebauung. Mir war es
wichtig, ein Konzept anzustreben, das nicht alltäglich ist und zum Umdenken anregt. Beim genaueren Betrachten der
neuen Fassadenansichten zeigt sich, dass die auf den ersten Blick ortsbaulich fremd wirkende, neue Baustruktur, einige
ähnliche Elemente zum Bestand aufweist. Das Konzept der Fremdbefruchtung wurde stringent verfolgt, ohne dabei den
Bestand aus den Augen zu verlieren.
Kleinteilig parzellierte Häuserzeilen
Blockrandartige Bebauung
Essbare Landschaft
Die Bachelor-Thesis des Frühlingssemesters 2024 setzt sich mit der in den 70er und 80er Jahren erstellten
Wohnüberbauung Büttenenhalde auseinander. Die etappenweise Bebauung von Walter Rüssli dient als Perimeter für
die Thesisprojekte. Das Planungsgebiet umfasst die Geländemulde im Grenzbereich zwischen Luzern und Meggen und
ist geprägt durch sein topografisch sehr coupiertes Gelände. Durch das unterirdische Erschliessungssystem ist die
gesamte Überbauung verkehrsfrei.
Bei der Büttenenhalde handelt es sich um eine nahezu reine Wohnüberbauung, Gewerbe findet man hier kaum. Zudem
zeigt sich ein klarer Überschuss an 3 ½ und 4 ½-Zimmerwohnungen. Die Statistiken zeigen jedoch, dass in der Schweiz
Einpersonenhaushalte vorherrschend sind. Die Aussen- und Freiräume wirken lieblos, ungepflegt und verlassen und
scheinen ihre beste Zeit hinter sich zu haben. Besonders augenfällig ist der gesamte Bereich um den Büttenenweiher.
Dieser ist geprägt durch Verbotsschilder, Abschrankungen, unverhältnismässig hohe Sichtschutzwände vor den privaten
Gärten, schmutzige Sitzmöglichkeiten und Abfalleimer, die niemand anfassen möchte. Daher soll anhand eines
subversiven Konzepts diesen Herausforderungen begegnet und die Büttenenhalde (wieder) zum Leben erweckt
werden. Die Allogamie soll dabei zur Triebfeder werden.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet Fremdbefruchtung. Apfelbäume sind Fremdbefruchter. Das
heisst, dass sich Bäume der gleichen Sorte nicht gegenseitig befruchten können. Apfelbäume benötigen daher fremde
Sorten, um Früchte ausbilden zu können. Diese Sorten nennt man Befruchtersorten. Sie unterscheiden sich in Grösse,
Form oder Blütenfarbe.
Die Befruchtersorten in meinem Konzept sind kleinteilig parzellierte Häuserzeilen, eine blockrandartige Bebauung und
eine essbare Landschaft. Die neue Baustruktur orientiert sich entlang des Weges, der von der Bushaltestelle zum Weiher
führt. Er soll als Gemeinschafts- und Begegnungsraum dienen und unterschiedliche Platzsituationen, Aufenthaltsräume,
soziale Interaktionen und vielfältige flexible Nutzungen fördern. Der Weiher mitsamt seiner Fauna und Flora wird
fachgerecht Richtung Waldrand umgesiedelt und polygonale Gebäudevolumen mit öffentlichen Erdgeschossnutzungen
finden dort stattdessen ihren Platz. Durch die Polygonalität entsteht kein bestimmter Bezug und Bestand und Neu
werden auf diese Weise auf alle Seiten miteinander verbunden. Niedrige, 3- bis 4-geschossige Gebäude sollen in
Bescheidenheit gegenüber dem Bestand auftreten und keine Konkurrenz darstellen. Abgewinkelte, polygonale Formen
lassen lebendige Aussenräume entstehen.
Eine essbare Landschaft in Form von Obstbäumen und -sträuchern nimmt Bezug zur landwirtschaftlich geprägten
Vergangenheit der Büttenenhalde. Mehrere Öffnungen sollen zusammen mit locker angeordneten Baumpflanzungen
die Durchlässigkeit gewährleisten und die Verbindung zum Bestand herstellen. Ziel ist die Entstehung von
atmosphärischer Dichte durch das bewusste Gestalten der Raumverhältnisse zueinander, der Übergänge und der
Blickbezüge.
Das neue urban-ländliche Quartier soll als hybride Siedlung fungieren und Raum für Wohnen, Arbeiten und Erholung
bieten. Das Quartier wird weiterhin autofrei und die Strassen und Wege von Fussgänger:innen, Fahrrädern, spielenden
Kindern, Bewohner:innen und Besucher:innen gekennzeichnet sein.
Die kleinteiligen Gebäudevolumina werden mit verschiedenen Wohnungstypologien bespielt und streben eine hohe
Diversität der Bewohner:innenprofile an. Die kleinteilig parzellierten Häuserzeilen, in welchen nur gewohnt wird,
werden über aussenliegende Laubengänge erschlossen, die Gebäude mit Gewerbeanteil mit einem klassischen
Treppenhaus mit Aufzug. Auf das Einsteinmauerwerk mit Schafwolle als Dämmung werden bei den Gebäuden mit
öffentlicher Nutzung Keramikfliesen aufgemörtelt und verleihen dadurch den Fassaden eine Identität. Die reinen
Wohnbauten erhalten Putzfassaden. Balkone und Terrassen werden so angeordnet, dass die Kommunikation zwischen
der Bewohnerschaft gefördert wird und nachbarschaftlicher Austausch stattfinden kann. Das Konzept der Kleinteiligkeit
und der essbaren Landschaft kann auf die gesamte Büttenenhalde angewendet werden.
Bestand und Neu sind aufeinander angewiesen und ergänzen sich optimal, um Früchte tragen zu können. Die
kleinteilige Verdichtung fördert eine stärkere soziale Interaktion und kann dazu beitragen, Wohnmaschinen zu
verhindern oder abzumildern. In Kombination mit den bestehenden Wohngebäuden entsteht eine vielfältige und
ausgewogene urbane Umgebung. Bei diesem Konzept werden kleinere Gebäude in eine bereits vorhandene Siedlung
integriert und es entsteht eine breite Vielfalt an Wohnoptionen. Die Kleinteiligkeit und die Polygonalität ermöglichen
eine vielfältigere Gestaltung des Aussenraums, was zu einer lebendigeren Nachbarschaft führt. Die Bewohnerschaft wird
näher zusammengebracht, da Wohnmaschinen oft als anonym und isoliert wahrgenommen werden. Mit Kleinteiligkeit
können Regelmässigkeiten durchbrochen und lustvolle Brüche gebildet werden. Zudem ist diese Art der Verdichtung
näher am menschlichen Massstab.
Die Büttenenhalde löste anfangs gemischte Gefühle in mir aus. Einerseits war sie mir aufgrund der markanten Fassaden
der Etappen 2 und 3 bereits bekannt, andererseits habe ich mich bis anhin doch nie genauer mit ihr befasst. Je länger
ich mich in den Entwurfsprozess einarbeitete, desto mehr erkannte ich das Potential dieser Bebauung. Mir war es
wichtig, ein Konzept anzustreben, das nicht alltäglich ist und zum Umdenken anregt. Beim genaueren Betrachten der
neuen Fassadenansichten zeigt sich, dass die auf den ersten Blick ortsbaulich fremd wirkende, neue Baustruktur, einige
ähnliche Elemente zum Bestand aufweist. Das Konzept der Fremdbefruchtung wurde stringent verfolgt, ohne dabei den
Bestand aus den Augen zu verlieren.